Deutsche Städte im Vergleich
Wohl jeder hat schon mal einen Streit um die Frage miterlebt, welche Stadt wohl die beste im ganzen Land sei.
In erster Linie werden Antworten darauf von ganz persönlichen
Maßstäben, Bindungen und Erfahrungen abhängig sein.
Dennoch, der Städtevergleich im nationalen und internationalen
Rahmen beschäftigt auch immer mehr statistische Forschungsinstitute.
Sei es für die Standortauswahl von Großunternehmern oder die
Zukunftsprognose für politisches Handeln. Viele dieser Ergebnisse sind
überraschend und ja vielleicht auch für die private Planung nicht ganz unwichtig.
Wir stellen Ihnen Studien und statistische Quellen vor,
die bestimmte Aspekte der Lebensqualität in deutschen Städten beleuchten.
Lebensqualität allgemein
Folgt man den Erläuterungen von Psychologen und Philosophen ist Lebensqualität eine äußerst subjektive Angelegenheit. Lebensstandard hängt von viel zu vielen unterschiedlichen Faktoren ab. Dass „Geld allein nicht glücklich macht“, weiß bereits der Volksmund.
Das britische Unternehmen Mercer Human Resource Consulting
versucht der Frage der Lebensqualität auf den Grund zu gehen und die Großstädte der Welt nach statistischen Parametern miteinander zu vergleichen. Dabei werden in einem standardisierten Testsystem über dreißig Kriterien zugleich geprüft.
Diese schließen unter anderem politische, soziale, wirtschaftliche und umweltorientierte Faktoren ein. Hinzu kommen Aspekte, wie persönliche Sicherheit und Gesundheit, Bildungs- und Verkehrsangebote sowie andere öffentliche Dienstleistungen.
Über mehr als zehn Jahre war in diesem Ranking Zürich der absolute Spitzenreiter der weltweit höchsten Lebensqualität. Im Studienergebnis von 2009 hat nun die Kaiserstadt Wien der Schweizer Metropole erstmals den Rang abgelaufen. Deutschland erlangte zwar bisher nie einen Top-Platz, kam aber 2009 bereits mit drei Städten auf die Top Ten Liste der weltweit besten Lebensqualität, nämlich mit Düsseldorf auf Platz 6, München auf Platz 7 und Frankfurt auf Platz 8. Damit ist Deutschland internationaler Spitzenreiter, was die Häufung von Städten mit höchster Lebensqualität angeht.
Erläuterung der Ergebnisse 2009 finden Sie in folgendem Focus-Artikel
Düsseldorf aus der Luft ansehen
Lebenszufriedenheit
Dass diejenigen, die das Beste vom Besten haben, nicht immer die Glücklichsten sind, bestätigt eine Studie, die Städtebewohner nach ihrem subjektiven Lebensgefühl befragt hat.
Danach sind nämlich die Menschen in Freiburg im Breisgau mit ihrer Stadt am meisten zufrieden. Ein annähernd große Zufriedenheit herrscht auch in Konstanz am Bodensee, dicht gefolgt, man staune, in Dresden.
Ausgerechnet Frankfurt am Main, die Stadt, die in weltweiten Rankings zu den drei Top-Citys von Deutschland gehört, weist im nationalen Rahmen die größte Unzufriedenheit unter der Bevölkerung auf, nur noch gefolgt von den noch unzufriedeneren Saarbrückern.
Die Zufriedenheits-Studie wird alle drei Jahre durchgeführt.
Freiburg im Breisgau aus der Luft ansehen
Datenquellen zu Kriterien der allgemeinen Lebensqualität
Wer sich für wichtige demografische Faktoren interessiert,
kann sich jederzeit beim statistischen Bundesamt über die
Auswertungsergebnisse aktueller Untersuchungen informieren.
Hier gibt es zum Beispiel die
Regionaldatenbank
, in der man sich über verschiedene Sachgebiete auf nationaler Ebene
und in der regionalen Verteilung informieren kann. Die reinen,
unkommentierten Zahlentabellen sind für den Laien allerdings nicht immer leicht zu deuten.
Von der Bertelsmannstiftung werden deshalb viele der statistischen
Ergebnisse des Bundesamtes aufbereitet und in Grafiken oder aktuellen
Berichten auf dem sogenannten „
Wegweiser Kommune
“ veröffentlicht. Hier erhält man z.B. eine Prognose über die
Verteilung des Durchschnittsalters bis 2025 in Deutschland.
Danach zeigen sich in eindrücklichem Maße, die Folgen der
Abwanderung von Ost nach West. Der Anteil der Über-Sechzig-Jährigen
wird in den Neuen Bundesländern zum Teil doppelt so hoch sein wie in
manchen alten Bundesländern, wobei der Altersdurchschnitt im ganzen
Land und wie schon lange prognostiziert, erheblich ansteigen wird.
Neben diesen Faktoren finden Sie noch viele andere Parameter auf dem
Wegweiser Kommune, zum Beispiel wie viel Geld die einzelnen Kommunen wofür ausgeben.
Einzelne Parameter zum Leben und zur Lebensqualität in deutschen Städten
Ob privat oder als Geschäftsmann, die Entscheidung, in welcher Stadt man sich niederlassen möchte, ist von vielen Faktoren abhängig. Hier finden Sie einige Ergebnisse zu den Top-Themen im Städtevergleich, vom Mietpreisniveau bis zur touristischen Beliebtheit.
Mietpreise
Ein Kriterium hoher Lebensqualität ist u.a. das Verhältnis zwischen Einkommensniveau und Mietpreisen. Und die differieren in den deutschen Städten bekanntlich ganz erheblich, um es ganz konkret zu benennen, der Maximalunterschied beträgt mehr als hundert Prozent: Während in Dresden der Nettokaltmietpreis für einen Quadratmeter abhängig von Größe und Bausubstanz der Wohnung zwischen vier und fünf Euro variiert, liegt derselbe Betrag in München zwischen zehn und elf Euro Nettokaltpreis pro Quadratmeter. Als Orientierung für Mieter und Vermieter werden die sogenannten Mietspiegel erstellt, die gesetzlichen Richtlinien unterliegen.
Dresden aus der Luft ansehen
Solvenz und Sparverhalten
Für Unternehmer nicht ganz unwichtig ist die Frage, in welcher Region die Wahrscheinlichkeit am größten ist, dass offene Rechnungen bezahlt werden. Hierzu wird von der Schufa alljährlich der Schuldenkompass erstellt, aus dem hervorgeht, welche Regionen innerhalb Deutschlands am meisten verschuldet sind. Über Durchschnittsermittlungen wird dabei für jede Stadt und Region ein sogenannter „Privatverschuldungsindex“ ermittelt. In den letzten Jahren hat sich Berlin auf dieser Ebene zur Hauptstadt der Schuldner entwickelt. In keiner anderen Stadt entstehen mehr Privatschulden pro Kopf als in der deutschen Hauptstadt. Ansonsten zeigt sich ein deutliches Nord-Süd-Gefälle. In den nördlichen Bundesländern ist das Verschuldungsrisiko stark, während in Bayern und Baden-Württemberg prozentual die wenigsten Schuldner leben. Interessant ist auch, dass in den strukturschwachen Bundesländern wie Thüringen, Sachsen und Brandenburg die Schuldenlast deutlich niedriger ist als zum Beispiel in Niedersachsen und NRW.
Manager-Magazin hat Ergebnisse von 2007 veröffentlicht, die belegen, in welcher Stadt in Deutschland am meisten gespart wird. Spitzenreiter ist dabei München, mit einer Sparquote von 11 %. Münchner verdienen nicht nur im Bundesdurchschnitt am meisten, sie legen auch prozentual am meisten zurück. Kein Wunder also, dass die Bayern ihre Rechnungen immer bezahlen können. Den zweiten und dritten Platz auf der Rangliste der Sparmeister nehmen Düsseldorf und Köln ein. Gefolgt von den fleißigen Schwaben in Stuttgart (10 %)
Die niedrigste Sparquote dagegen hat Leipzig mit 6 %. Die Ursachen für das magere Ergebnis liegen auf der Hand. Leipzig hat das niedrigste Einkommensniveau unter den deutschen Städten und weist den höchsten Altersdurchschnitt auf. Dresden liegt in Sachen Sparquote auf dem drittletzten Platz.
München aus der Luft ansehen
Unternehmerfreundlichkeit
Wo sind Deutschlands Unternehmer am besten aufgehoben?
Die folgenden beiden Studien geben darauf überraschende Antworten.
Easy Business im Osten
Wo haben junge Unternehmer gute Startbedingungen?
Die Standortwahl für ein neu zu gründendes Unternehmen kann einen entscheidenden Einfluss auf dessen Zukunftschancen haben. Aber nach welchen Maßstäben soll man dabei gehen? Ist es ratsam, dem internationalen Ranking zu folgen und nach München, Düsseldorf oder Frankfurt zu gehen,
oder lieber doch nach Hamburg? Die Hansestadt erfreut sich laut Umfragen seit Jahren des besten Images in Unternehmerkreisen.
Der Städtetest 2008 des Magazins
Wirtschaftswoche hat nun eine detaillierte Umfrage mit einem ausführlichen Fragenkatalog durchgeführt,
in dem Unternehmer die Städte in zahlreichen Einzelaspekten einschätzen sollten. (etwa Genehmigungsverfahren, Infrastruktur etc.)
Diese Umfrage förderte ein überraschendes Ergebnis zutage: Deutschlands Unternehmer sind in Dresden glücklich! So sind die niedrigen Mieten und das allgemein niedrige Preisniveau bei Lieferanten hier ein Standortvorteil.
Außerdem hat die Stadt das Problem ihrer wirtschaftlichen Schwäche schon länger begriffen und zahlreiche behördliche Maßnahmen und Regelungen getroffen, die das Unternehmertum in Dresden fördern. Auf Platz zwei liegt Aachen und auf Platz drei, eine weitere Überraschung,
die das Ergebnis von Platz eins bestätigt: Das sächsische Chemnitz.
Chemnitz aus der Luft ansehen
Kleine Städte ganz groß
Es gibt noch eine zweite Studie, die zeigt, dass die großen Wirtschaftsmetropolen wie München und Frankfurt nicht unbedingt die fruchtbarste Erde für Jungunternehmer sein müssen. Anders als die Wirtschaftswoche hat der Focus nicht nur die 50 größten Städte Deutschlands, sondern über 80 Städte getestet, die mehr als 100.000 Einwohner haben.
In dieser Studie kam heraus, dass kleinere Kommunen wesentlich förderlicher für neues Wirtschaftswachstum sind als die großen Metropolen. Angefangen bei den niedrigeren Gewerbesteuern bis hin zu gesonderten Fördermaßnahmen, bürokratischen Erleichterungen und sogar persönlich engagierten Bürgermeistern, denen das Glück der Newcomer am Herzen liegt.
In dieser Studie zeichnete sich Heidelberg als idealer Standort für modernes Business aus. So ganz nebenher hat sich die Neckaridylle zur Hochburg der zukunftsträchtigen Biotechnologie entwickelt, über 5000 Biotechnologen forschen in der Universitätsstadt.
Unter den Top Fünf der Focus-Studie findet man ausschließlich mittelgroße Standorte. Heidelberg wird gefolgt von Mainz, Regensburg und Erlangen. Bei diesen Städten verbinden sich Standortvorteile, etwa der Nähe zu den großen Metropolen, mit einer guten Infrastruktur, einer kaufkräftigen Bevölkerung und vor allem niedrigen Steuern und Gebühren.
Heidelberg aus der Luft ansehen
Touristische Beliebtheit
Unabhängig von allgemeiner Lebensqualität und Standortvorteilen haben deutsche Städte natürlich auch ein Eigenimage. Ihre Geschichte, Sehenswürdigkeiten, kulturelle und sportliche Highlights machen sie zu nationalen und internationalen Pilgerorten des Tourismus.
Was die Beliebtheit als Reiseziel betrifft, ist Berlin, schon allein wegen seiner Größe, seiner nationalen Bedeutung, seines großen Reichtums an Kulturerbe und seiner lebendigen Szene seit Jahren mit großem Abstand die Nummer eins unter den deutschen Städten. Arm aber glamourös – so ist das Berliner Image schon immer gewesen und es funktioniert bis heute als großer Tourismusmagnet.
Nummer zwei ist München, die Bayerische Hauptstadt verkörpert die traditionellen Werte Deutschlands und ist außerdem Hauptstadt der bedeutendsten Tourismusregion Deutschlands. Bayern ist das Urlaubsmekka Nummer eins im Land.
Auf dem dritten und vierten Platz der Städterankingsens befanden sich nach der letzten Auswertung des Deutschen Tourismusverbandes Hamburg und Dresden. Das ist eine beachtliche Entwicklung, beide Städte haben in den letzten Jahren einen starken Aufwärtstrend im Tourismusgeschäft zu verbuchen. Sie verwiesen Köln, bislang die klassische Nummer drei, nun auf Platz fünf. Danach schließen sich Frankfurt und Stuttgart mit Platz sechs und sieben der meistbesuchten Städte Deutschlands an.
Der Deutsche Tourismusverband bietet aktuelle Berichte zum Städtetourismus in Deutschland.
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